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Partnerschaft – analoger Weg in digitalen Zeiten?

Warum wollen Menschen mit Führungsaufgaben im 21. Jahrhundert weiterhin in Partnerschaften leben, trotz der Herausforderungen & Versuchungen innerhalb und trotz der wenigen Zeit außerhalb des Arbeitsfelds? Wären situative, kurzfristig flexibel verfügbare On- und Offline-Lösungen nicht zeitgemäßer? Weshalb leben Sie als Führungsperson in einer Partnerschaft?

Was macht es aus, diese Partnerschaft nicht einfach aufzugeben? Natürlich: Es gehört einfach dazu. Die Kinder. Ehrlicherweise vielleicht auch ein wenig Bequemlichkeit. Nicht zu reden von weiteren ganz praktischen Vorteilen. Was aber ist entscheidend für Sie? Und was meint Ihr Beziehungsgegenüber dazu? Haben Sie beide ähnliches im Sinn?

Wie schön, von Ihnen beiden zu hören, dass Sie einander lieben, noch immer und sogar immer mehr. Und wenn wir dann darüber sprechen würden, was einander lieben für Sie beide bedeutet, dann würden Sie wunderbar tiefe und berührende Dinge sagen. Alle drei würden wir spüren, dass hier - bei allen aktuell vorhandenen, vielleicht sogar krisenhaft zugespitzten Schwierigkeiten - ein belastbares und entwicklungsfähiges Fundament hervorfunkelt, das zuversichtlich in Ihre Beziehungszukunft schauen lässt. Was aber, wenn nicht?

Probieren wir einmal, das auch aus anderen Zusammenhängen bekannte Konzept der Lebensbereicherung auf Ihre Partnerschaft anzuwenden. Einverstanden? Auf einer ersten Ebene könnte das bedeuten, konkret darüber nachzudenken, wie Sie beide (a) am Beginn Ihrer Partnerschaft, (b) in letzter Zeit und (c) in Zukunft dazu beigetragen haben bzw. beitragen könnten, das Leben Ihrer Partnerin bzw. Ihres Partners zu bereichern. Eine kleine Auswahl möglicher Bereicherungsdimensionen: Lebendigkeit, Freude, Phantasie, Kreativität, Geborgenheit, Sicherheit, Wissen, Wertschätzung, Nähe, Zärtlichkeit, Lust oder Weiterentwicklung der eigenen Person. Können Sie sich vorstellen, dass wir bei dieser Besprechung einiges zu staunen und neu zu verstehen haben würden? Und wie schön das werden könnte?

Vielleicht würden Sie sich anschließend sogar noch an eine zweite Ebene der Lebensbereicherung heranwagen und überlegen, wie Sie als Paar – bislang und zukünftig – zum Leben außerhalb ihrer Partnerschaft, in der Nähe oder auch in der Ferne, beitragen können und beitragen wollen. Diese Ebene könnte besonders bedeutsam sein, wenn Kinder dabei sind, das Elternhaus zu verlassen oder wenn Sie als Paar ohne Kinder leben.

Jürg WILLI und andere Urväter der Paarbegleitung haben dazu eine sehr dezidierte Haltung, gestützt durch jahrzehntelange Forschungs- und Praxisarbeit. Demnach ist für die Weiterentwicklung von Erwachsenen nichts so wirksam wie eine langjährige, gute Paarbeziehung.

Nehmen wir diesen Befund ernst, lässt sich ein erster Kreis schließen, denn wir waren ja gestartet mit der Frage, warum Menschen in Führungsverantwortung Partnerschaften trotz aller spezifischer Widrigkeiten weiterhin eingehen und aufrechterhalten: Gerade Führungspersonen wollen und müssen sich in besonderer Weise weiterentwickeln. Sie sind massiv mit Veränderung konfrontiert, obwohl regelmäßige externe Coaching-Begleitung noch immer nicht für alle Leitungsebenen selbstverständlich geworden ist. Wer, wenn nicht Partner und Partnerin, könnten da einander verlässlich begleiten und liebevoll Korrektiv sein (wissend um die rollenspezifischen und ggf. fachlichen Grenzen)?

Lassen Sie uns das bei Gelegenheit noch vertiefen.